Fährte

Aufbauarbeit in der Fährte -
vom Welpen zum “FH-Airedale”

Zunächst die Fakten der Fährtenarbeit: Der Hund riecht neben einem geringen Anteil an Individualgeruch des Fährtenlegers (Kurve 1) vor allem die Bodenverletzung. Pflanzenteile, kleine Lebewesen, etc. werden zertreten, es entweichen z.B. Pflanzensäfte (Kurve 2) und die Verwesung setzt ein - sprich Mikroorganismen beginnen  mit der Zersetzung des organischen Materials (Kurve 3). Das Diagramm zeigt, wann der Geruch am stärksten ist. Man kann dem entnehmen, das die Sucharbeit für den Hund 10-30 Minuten nach dem Legen der Fährte relativ einfach ist und dann mit zunehmendem Zeitfaktor schwieriger wird.

Unser Ziel bei der Fährte ist es, den Hund zu einem “Fährtenhund” auszubilden, die Prüfung kann als FH 1 und FH 2 abgelegt werden. Im folgenden soll schrittweise UNSER Aufbau bis zum Fährtenhund erklärt werden. Dies ist unsere Methode, aber bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom .................

Wir beginnen mit unseren Hunden bereits im Welpenalter mit der Fährtenarbeit - ein späterer Einstieg ist natürlich ebenso möglich. Bitte erst dann beginnen, wenn Sie zu ihrem Welpen eine gute Beziehung und Bindung aufgebaut haben! Der Welpe sollte die Kommandos “Sitz” und “Platz” bereits kennen.

Das Werkzeug:

Man benötigt einen hungrigen, ausgeschlafenen Welpen, viele in kleine Scheiben geschnittenen Wiener Würstchen ( X ), evtl. ein Fährtentäfelchen (ein Stock tut es genauso), eine Portion Geduld und eine saftige Wiese (knöchelhohes Gras). Des weiteren eine längere Leine (am Anfang sind ca. 3 m ausreichend, später muss man sich für Prüfungen auch eine 10 m - Leine zulegen) und ein Halsband, bei manchen Hunden eignet sich ein Suchgeschirr. Später kommt ein Futterdöschen mit Deckel und diverse Gegenstände hinzu.

Wir empfehlen, den Hund an ein bestimmtes Ritual zu gewöhnen, das vor jeder Fährte gleich abläuft: Z.B. Anlegen von Suchgeschirr und Leine, Führen ins Gelände und kurzes Ablegen auf dem Fährtenuntergrund, dann erfolgt die Meldung beim Richter/Trainer.

Die Grundregeln:

  • Bedenken Sie beim Fährten: “In der Ruhe liegt die Kraft!”, leise, ruhige Stimme und Korrektur mit Gefühl, Wutausbrüche oder heftiges Rucken und Zerren am Hund sind hier fehl am Platz!
  • Auf jeder Fährte liegen Würstchen (auch bei den Profisuchern, Menge abhängig vom Ausbildungsstand), so erhalten wir die hohe Motivation unserer Sucher und die Hunde werden an der richtigen Stelle bestätigt.
  • Überfordern Sie Ihren Hund nie, pro Fährte nur eine neue Schwierigkeit einbauen, gehen Sie lieber einen Schritt zurück, sollte der Hund Unsicherheiten zeigen. Fährtenarbeit ist Geduldarbeit!
  • Suchen Sie, um dem Hund etwas Neues zu lernen, optimale Fährtenbedingungen (günstige Witterung, “schönes” Gelände), bei zunehmendem Ausbildungsstand können es ruhig auch einmal “schlechtes” Gelände (z.B. abgeernteter Kartoffelacker) oder widrige Wetterverhältnisse (z.B. starker Wind) sein.
  • Wenn möglich fährten Sie nicht alleine, suchen Sie sich einen geeigneten zweibeinigen Trainingspartner.

Und nun geht es los: Der Hund lernt das Kommando “Such!”

Zunächst treten wir ein Viereck (ca. 50 cm x 1m, abhängig von der Größe des Hundes) Schritt an Schritt aus und verteilen dann die Würstchen ( X ) über die getretene Fläche. Der Welpe wird von einer zweiten Person gehalten und darf zuschauen. Dann übernimmt der Fährtenleger den Hund, läßt ihn an einem Würstchen schnuppern und wirft es mit dem Kommando “Such” in das Viereck. Der Welpe wird nun beginnen in dem Rechteck nach den Würstchen zu suchen und lernt so auf das Kommando “Such” die Nase zu gebrauchen. Gelegentliches Wiederholen des Kommandos “Such” und ein “So ist es brav” oder ein unterstützendes Zeigen mit dem Finger kann bei manchen Hunden hilfreich sein. Anderen genügt die Bestätigung durch die gefundenen Würstchen, hier ist eine verbale Unterstützung unnötig oder verwirrend für den Welpen. Ziehen Sie den Hund kurz bevor er das letzte Würstchen fressen möchte aus dem Viereck raus, das wirkt fürs nächste Mal erstaunlich motivierend!

 

Die Übung “Quadrat” wird (über mehrere Tage verteilt) so lange wiederholt, bis der Welpe zum Abgang zieht, auf “Such” selbständig die Nase nach unten nimmt und die “Fährte” absucht.

Korrektur bei Fehlverhalten:

Sollte der Hund beim Fährten mit der Nase aus der Spur/Viereck kommen, wird er einfach mit der Leine gehalten (nicht rucken), bis er sich wieder richtig eingesucht hat. So kann er eigentlich niemals von der Fährte abkommen! Aus diesem Grund suchen wir mit unseren Hunden (auch den Profis!) im Training fast immer an der 3 m - Leine. Einzige Ausnahme: ca. drei Wochen vor der Prüfung suchen wir auf einer leichten Fährte einmal unter Prüfungsbedingungen an der 10 m - Leine.

Für Schritt 2 wechseln Sie am besten in braunen Acker (Sandböden sind ideal), da hier der Fährtenleger seine Spur sieht und den Hund somit nicht “falsch korrigieren” kann. Das Rechteck wird langsam zum Dreieck und geht in die Fährte über (Fährtenverlauf: Schlangenlinien mit zunächst großen Bögen, später engere). Beim Legen wird ein Fuß vor den anderen gesetzt, beim ersten Mal in jedem Fußtapfen ein Würstchen, bei späteren Fährten weniger, die Würstchenabstände werden variiert, damit der Hund kein spezielles Schema erlernt. Am Ende der Fährte liegt ein kleines, geschlossenes Döschen mit Futter - als Vorübung für den Gegenstand. Der Hund darf dieses im Liegen fressen (“sanftes” Platzkommando).

Mit Schritt 3 beginnt die Winkelarbeit. Das Dreieck wird zum regulären Abgang. Die Bögen werden langsam “eckiger”, bis hin zum Winkel. Die Fährte insgesamt wird länger, die Schrittabstände werden größer und die Fußtapfen leicht versetzt. Aber immer nur eine neue Schwierigkeit pro Fährte einbauen!

Ab Schritt 4 suchen wir “richtige” Fährten, mit Winkeln, ordentlicher Länge und Liegezeit (bis eine Stunde), in normaler Gangart, der eine oder andere Winkel wird noch mit Würstchen ausgelegt, ansonsten werden Würstchen nur noch nach Schwierigkeiten gelegt (z.B. Traktorspuren, Wildverleitung, Gräben, etc.). So findet der Hund seine Bestätigung, wenn er die Schwierigkeit gemeistert hat, gleich selbst auf der Fährte. Ein Loben durch den Führer ist somit überflüssig, der Hund lernt, Probleme auf sich selbst gestellt zu lösen. Am Ende jeder Fährte liegt noch immer das geschlossenen Futterdöschen mit einem Gegenstand darauf. Die Fährtenformen entsprechen nur ganz selten der Prüfungsordnung (eine von 20). Fantasie ist gefragt, das macht die Fährte für den Hund immer interessant, er gewöhnt sich nicht an ein bestimmtes Prüfungsschema.

Der Hund kann jetzt suchen und es wird Zeit, ihm das korrekte Verweisen der Gegenstände beizubringen:

Wie bereits vorhin erwähnt, bauen wir in die Fährte immer nur ein neues Lernziel ein, in diesem Fall die Gegenstände. D.h. wir legen lediglich eine Gerade und verteilen im Abstand von ca. 10 m viele, unterschiedliche  Gegenstände auf dieser Gerade (X). Der erste Gegenstand muss der sein, der auch immer auf seinem Futterdöschen lag.

Das Verweisen an sich kennt unser Hund ja schon - durch unsere Kombination Futterdöschen/Gegenstand am Ende der Fährte, das er immer im Liegen gefressen hat. Wir haben das Verweisen dem Hund also bereits von Anfang an “untergemogelt”. Nun gilt es nur noch, das zu einem Ganzen zusammenzusetzen:

Wir setzen den Hund mit “Such” an. Am ersten Gegenstand angekommen, wird er Verharren und nach der Dose suchen. Sollte er sich nicht von selbst hinlegen, reicht ein sanftes “Platz” zur Unterstützung. Wir gehen langsam zum liegenden Hund, geben ihm ein Würstchen, heben den Gegenstand hoch, und geben ihm dann noch einmal ein Würstchen. Der Hund bleibt ruhig liegen!

Nun legen wir - nach Möglichkeit ohne dass der Hund dies mitbekommt (der Hund bleibt immer noch liegen!) - in die nächsten zwei oder drei Fußtritte nach dem Gegenstand je ein Würstchen - ein “Bremswürstel”, das den Hund am Stürmen nach dem Gegenstand hindert. Unser Hund lernt so, nach dem Gegenstand langsam und intensiv weiterzusuchen.

An den anderen Gegenständen verfahren Sie bitte genauso.

Nach einigen solchen Fährten hat der Hund das Verweisen sicher gelernt. Nun kann man die Gegenstände auch in “normale” Übungsfährten mit einbauen.

Bis zu diesem Punkt hat unser Hund alles gelernt, um erfolgreich ein IGP 1 - 3 Fährte zu suchen. Seit 2003 gibt es übrigens die Möglichkeit, die Fährtenprüfung FPr 1 - 3 getrennt - als eine Prüfung für sich - abzulegen, analog Prüfungsordnung IGP 1 - 3. Für all diejenigen, die lediglich mit ihrem Hund fährten, eine tolle Sache!

Ausbau zum Fährtenhund (FH 1 und 2)

Um eine FH 1 (siehe auch Bild “Unser Ziel”, oben) mit unserem Hund zu absolvieren, müssen wir ihm nun noch den Geländewechsel und die Überquerung des Weges beibringen (Schritt 6), sowie das Ignorieren der Verleitung (Schritt 7). Des weiteren muss die Liegezeit der Fährte langsam auf 2 bzw. 3 Stunden ausgedehnt werden.

Der Geländewechsel gestaltet sich bei den meisten Hunden unproblematisch. Bestätigen Sie den Hund zwei/drei Schritte nach dem Geländewechsel immer mit einem Würstchen, so dass er seine Bestätigung selber findet. Im Laufe der Zeit diese Bestätigung abbauen.

Beim Weg beginnen wir zunächst mit einem einfachen Wiesenweg, der sich kaum vom Gelände unterscheidet,  mit ein paar Würstchen schmackhaft gemacht, wird der Hund dies problemlos suchen. Zwei/drei Schritte nach dem Weg Würstchen nicht vergessen (=Schwierigkeit!).

Sucht der Hund den Wiesenweg mit tiefer Nase, nehmen wir das nächste Mal einen Feldweg, sucht der Hund diesen sicher, einen Schotterweg, dann einen Teerweg und zum Schluss die Teerstraße. Sollte der Hund vor dem Weg einmal stehen bleiben, gehen Sie ruhig zu ihm und führen ihn über den Weg. Bei der nächsten Fährte wieder einen Schritt zurück und einen “leichteren” Weg nehmen.

Jetzt kommt noch das letzte Puzzleteil bei der Fährte, die Verleitung.

Legen Sie analog des Bildes eine Fährte. Die Stelle, an der später die Verleitung kreuzen soll, markieren Sie beim Legen mit einem Stock o.ä. (also brauchen Sie nach obigem Fährtenverlauf sechs Stöcke zusätzlich zum Markieren der Verleitung!). Drei Schritte nach dem “Verleitungsstock” legen Sie ein Würstchen, damit der Hund später beim Suchen seine Bestätigung findet, nachdem er die Verleitung richtig gemeistert hat.

Nun warten Sie 30 Minuten und legen dann ihre Verleitungen (muss zum Üben nicht unbedingt eine fremde Person sein), sprich Sie kreuzen ihre Fährte exakt an den Stöcken. Treten Sie die Verleitung ordentlich, der Hund soll sie bemerken, umso größer ist der Lerneffekt! Beim Legen der Verleitung ziehen Sie die Markierungsstöcke einfach wieder raus, damit der Hund später beim Suchen nicht irritiert wird. Nun haben Sie eine “optimal präparierte” Fährte, um ihrem Hund das gezielte Unterscheiden von Fährte und Verleitung zu lernen.

Sollte der Hund beim späteren Suchen der Fährte in die Verleitung gehen wollen, halten Sie ihn mit der Leine und einem leisen “Nein” einfach fest, solange bis er wieder auf der eigentlichen Fährte weitersucht. Dort findet er dann zur Bestätigung an genau der richtigen Stelle sein Würstchen .....................

Training für die erste FH

Nun kann der Hund alle Komponenten einer FH 1 suchen und es ist an der Zeit, diese Komponenten zu einer kompletten FH zusammenzubauen. Bereiten Sie ihren Hund auf die erste FH-Prüfung gezielt vor:

  1. Eine Fährte mit Liegezeit 2 bzw. 3 Stunden, keine weiteren Schwierigkeiten einbauen, Hund beim Suchen beobachten, Zeitspanne evtl. noch einmal verkürzen.
  2. Eine Fährte mit Verleitung, mit Gegenständen, mit Weg, Liegezeit 2 Stunden.
  3. Eine Fährte ohne Würstchen.
  4. Eine Fährte an der 10 m - Leine suchen.
  5. Ablenkung trainieren (Zuschauer, Hunde, Pferde, Kühe, Autos, etc.)

Sucht ihr Hund dies alles ohne Probleme und mit wachsender Begeisterung, können Sie Ihre erste FH ablegen!

Damit es nun für ihren Hund und Sie im Training nicht langweilig wird, ist es Zeit für Schritt 9:

 ......... der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, viel Spaß!
Bei Fragen oder Problemen helfen wir Ihnen natürlich gerne per Email weiter!

 

PS: Übrigens, an diesem Punkt der Ausbildung ist es nicht mehr weit zur FH 2!

 

(C) Heike und Uwe Ritthammer